Die Jugendzeit

 Pfeiloben 

© Karl-Heinz Vanheiden 

Letzte Korrektur Februar 2007

Die Jesus-Biografie wurde von vier Männern aufgeschrieben, die sich von Gott dazu gedrängt fühlten. Zwei von ihren waren direkte Augenzeugen (Matthäus der Zöllner und Johannes Ben-Zebedäus) und zwei hatten ihre Nachrichten von Augenzeugen (Markus von Jerusalem und Lukas der Arzt). Dokumente mit den Abschriften ihrer Zeugnisse sind bis heute überliefert und bilden den ersten Teil des Neuen Testaments. Jeder der vier Zeugen schrieb nach einem individuellen Plan das auf, was ihm als das Wichtigste erschien. Dabei hielten sie sich nicht unbedingt an eine chronologische Ordnung, wie sie uns geläufig ist.
Die folgenden Texte wurden aus den vier Evangelien in chronologischer Ordnung zusammengestellt (wobei manchmal die richtige Reihenfolge der Ereignisse nur vermutet werden kann). Doch die geschilderten Ereignisse fanden zwischen 7 v.Chr. und 30 n.Chr. auf dem Gebiet des heutigen Israel statt.

Wie Gottes Geschichte mit Jesus begann
Johannes 1,1-5.10-14.16-18

Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott. Von Anfang an war es bei Gott. Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht. In ihm war Leben und dieses Leben war Licht für die Menschen. Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Er war schon immer in der Welt, doch die Welt, die durch ihn geschaffen wurde, erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen. Doch allen, die ihn aufnahmen, die an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Sie wurden das nicht auf Grund natürlicher Abstammung, durch menschliches Wollen oder den Entschluss eines Mannes, sondern durch eine Geburt aus Gott.

Er, das Wort, wurde Mensch und lebte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie sie nur der einzigartige Sohn vom Vater bekommen hat.

Aus seinem unendlichen Reichtum hat er uns mit aller erdenklichen Gnade überschüttet. Durch Mose wurde das Gesetz gegeben, aber durch Jesus Christus ist Gnade und Wahrheit Wirklichkeit für uns geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat uns Aufklärung über Gott gegeben.

Ankündigung der Geburt des Boten von Jesus
Lukas 1,5-25

Es begann in der Zeit, als Herodes(a) König von Judäa(b) war. Damals lebte dort ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterabteilung des Abija(c) gehörte. Seine Frau hieß Elisabet und stammte aus dem Priestergeschlecht Aarons(d). Beide führten ein Leben in Verantwortung vor Gott und richteten sich in allem nach den Geboten und Anweisungen des Herrn. Sie waren kinderlos geblieben, weil Elisabet keine Kinder bekommen konnte. Und nun waren beide schon alt geworden. Als seine Abteilung wieder einmal an der Reihe war, den Dienst im Tempel zu verrichten, wurde Zacharias nach priesterlichem Brauch durch ein Los dazu bestimmt, das Räucheropfer(e) im Heiligtum darzubringen. Während er opferte, stand eine große Menschenmenge draußen und betete. Doch ihm erschien auf einmal ein Engel des Herrn. Er stand rechts neben dem Altar. Zacharias erschrak, als er ihn wahrnahm, und bekam es mit der Angst zu tun. Doch der Engel sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn schenken, und den sollst du Johannes nennen. Du wirst überglücklich sein und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen, denn der Herr wird ihm eine große Aufgabe übertragen. Er wird keinen Wein und auch keine anderen berauschenden Getränke anrühren und von Mutterleib an mit dem Heiligen Geist erfüllt sein. Und viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen. Im Geist und in der Kraft des Propheten Elija wird er dem Herrn als Bote vorausgehen. Er wird die Herzen der Väter zu ihren Kindern umkehren lassen und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten zurückführen, um so das Volk für das Kommen des Herrn bereit zu machen." - "Wie kann ich sicher sein, dass das wirklich geschieht?", fragte Zacharias. "Schließlich bin ich ein alter Mann und auch meine Frau ist nicht mehr jung." - "Ich bin Gabriel!", erwiderte der Engel. "Ich stehe unmittelbar vor Gott und bin extra zu dir geschickt worden, um mit dir zu reden und dir diese gute Nachricht zu bringen! Was ich gesagt habe, wird zur gegebenen Zeit eintreffen. Aber du wirst stumm sein, weil du mir nicht geglaubt hast! Du wirst so lange nicht mehr sprechen können, bis alles geschehen ist, was ich dir angekündigt habe."

(a) Gemeint ist Herodes der Große, der von 37 bis 4 v.Chr. lebte und unter römischer Oberherrschaft das Gebiet Israels regierte.
(b) Von Juden bewohntes Gebiet zwischen dem Toten Meer und dem Mittelmeer.
(c) Seit der Zeit Davids war die Priesterschaft Israels in 24 Abteilungen gegliedert. Abija war nach 1. Chronik 24,10 und Nehemia 12,12 das Oberhaupt einer dieser Abteilungen.
(d)Aaron, der Bruder Moses, war der erste Hohepriester Israels, siehe 2. Mose 28,1.
(e) Der Räucheraltar stand im Tempel unmittelbar vor dem Vorhang, der das Allerheiligste vom Heiligtum trennte. Dort musste jeden Morgen und Abend Weihrauch angezündet werden, siehe 2. Mose 30,6-8.

Draußen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam, konnte er nicht zu ihnen sprechen. Er machte sich durch Handzeichen verständlich, blieb aber stumm. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Als seine Dienstwoche vorüber war, ging er wieder nach Hause. Bald darauf wurde seine Frau Elisabet schwanger und zog sich fünf Monate völlig zurück. Sie sagte: "Der Herr hat mir geholfen. Er hat meinen Kummer gesehen und die Schande meiner Kinderlosigkeit von mir genommen."

Ankündigung der Geburt des Herrschers
Lukas 1,26-38

Als Elisabet im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel nach Galiläa(a) in eine Stadt namens Nazaret(b) zu einer jungen Frau, die Maria hieß. Sie war noch unberührt und mit einem Mann namens Josef verlobt, einem Nachfahren Davids. Der Engel kam zu ihr herein und sagte: "Sei gegrüßt, du mit Gnade Beschenkte! Der Herr ist mit dir!" Maria erschrak, als sie so angesprochen wurde und überlegte, was der Gruß bedeuten sollte. "Hab keine Angst, Maria!", sagte der Engel. "Gott hat dich mit seiner Gunst beschenkt. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David(c) weiterführen lassen. Für immer wird er die Nachkommenschaft Jakobs(d) regieren und seine Herrschaft wird nie mehr zu Ende gehen." - "Wie wird das geschehen?", fragte Maria. "Ich habe ja noch nie mit einem Mann geschlafen." - "Der Heilige Geist wird über dich kommen", erwiderte der Engel, "die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.- Sieh doch, auch deine Verwandte Elisabet ist noch in ihrem Alter schwanger geworden und erwartet einen Sohn. Von ihr hieß es ja, sie könne keine Kinder bekommen. Und jetzt ist sie schon im sechsten Monat. Für Gott ist nichts unmöglich." Da sagte Maria: "Ich gehöre ganz dem Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen." Darauf verließ sie der Engel.

(a) Von Juden und Griechen bewohntes Gebiet im Norden Israels, etwa zwischen dem See Gennesaret und dem Mittelmeer.
(b) Der kleine Ort mit etwa 150 Einwohnern lag in der Mitte zwischen dem Mittelmeer und dem See Gennesaret.
(c) Israels zweiter und größter König.
(d) Stammvater des Volkes Israel.

Priesterliche Verwandtschaft: die Eltern des Boten
Lukas 1,39-56

Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa. So schnell wie möglich wollte sie in die Stadt kommen, in der Zacharias wohnte. Als sie das Haus betrat und Elisabet begrüßte, hüpfte das Kind in Elisabets Leib. In diesem Augenblick wurde Elisabet mit dem Heiligen Geist erfüllt und rief laut: "Du bist die gesegnetste aller Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! Welche Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht! Als ich deinen Gruß vernahm, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen." Da sagte Maria:

"Meine Seele staunt über die Größe des Herrn und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter! Seiner geringsten Sklavin hat er Beachtung geschenkt! Noch künftige Generationen werden mein Glück preisen! Heilig ist der Mächtige, der Großes an mir getan hat!

Sein Erbarmen gilt jedem, der sich ihm unterstellt, in jeder Generation. Hoch hebt er seinen gewaltigen Arm und fegt die Hochmütigen weg. Mächtige stürzt er vom Thron und Geringe setzt er darauf. Hungrige macht er mit guten Dingen satt und Reiche schickt er mit leeren Händen fort.

Und Israel, sein Kind, nimmt er selbst an die Hand und schenkt ihm seine Barmherzigkeit, denn so hatte er es für immer versprochen dem Abraham und seiner ganzen Nachkommenschaft."

Maria blieb ungefähr drei Monate bei Elisabet und kehrte dann wieder nach Hause zurück.

Der Bote: Johannes der Täufer
Lukas 1,57-80

Für Elisabet kam nun die Zeit der Entbindung, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Als ihre Nachbarn und Verwandten davon hörten, wie der Herr ihr sein Erbarmen geschenkt hatte, freuten sie sich mit ihr. Und als das Kind acht Tage alt war, kamen sie zu seiner Beschneidung zusammen. Dabei wollten sie ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. "Nein!", widersprach da seine Mutter. "Er soll Johannes heißen." - "Aber es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt", wandten sie ein. Durch Zeichen fragten sie den Vater, wie das Kind heißen sollte. Der ließ sich ein Schreibtäfelchen geben und schrieb zum Erstaunen aller darauf: "Sein Name ist Johannes." Im gleichen Augenblick konnte er wieder sprechen und fing an, Gott zu loben. Alle, die in jener Gegend wohnten, wurden von einem ehrfürchtigen Staunen ergriffen, und im ganzen Bergland von Judäa sprachen die Leute über das, was geschehen war. Alle, die es hörten, wurden nachdenklich und fragten sich: "Was wird wohl aus diesem Kind einmal werden?" Denn es war offensichtlich, dass der Herr etwas Großes mit ihm vorhatte.

Sein Vater Zacharias wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt und begann als Prophet zu sprechen:

"Gepriesen sei der Herr, Israels Gott! Er hat sein Volk wieder beachtet und ihm die Erlösung gebracht: Aus Davids Geschlecht ging ein starker Retter hervor, ein Horn des Heils aus dem Haus seines Dieners. So hat er es uns vor sehr langer Zeit durch heilige Propheten gesagt. Er ist die Rettung vor unseren Feinden vor unserer Hasser Gewalt. So zeigte sich sein Erbarmen an uns, das er schon unseren Vätern erwies, so bestätigte er seinen heiligen Bund und den Eid, den er unserem Stammvater Abraham schwur. Befreit aus unserer Feinde Hand dürfen wir ihm nun dienen ohne Furcht, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, so lange wir am Leben sind.

Und du, mein Kind, wirst ein Prophet des Höchsten sein, ein Wegbereiter des Herrn. Du wirst sein Volk zur Einsicht bringen, dass die Vergebung der Schuld ihre Rettung ist. Weil unser Gott voller Barmherzigkeit ist, kommt das Licht des Himmels zu uns. Es wird denen leuchten, die im Finstern sitzen und in Furcht vor dem Tod, und uns wird es leiten, den Weg des Friedens zu gehen."

Johannes wuchs heran und sein Geist wurde stark. Dann zog er sich in die Wüste zurück und lebte dort bis zu dem Tag, an dem er öffentlich in Israel auftrat.

Der Pflegevater: Josef
Matthäus 1,18-25

Es folgt die Geschichte der Geburt von Jesus, dem Messias: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt.(a) Da stellte sich heraus, dass Maria ein Kind erwartete, obwohl sie noch nicht miteinander geschlafen hatten. Sie war durch den Heiligen Geist schwanger geworden. Josef, der schon als ihr Ehemann galt, und ein aufrechter Mann war, nahm sich vor, den Ehevertrag stillschweigend rückgängig zu machen, um sie nicht zum Gespött werden zu lassen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum. "Josef", sagte er, "du Sohn Davids, zögere nicht, Maria als deine Frau öffentlich zu dir zu holen. Denn das Kind, das sie erwartet, wurde vom Heiligen Geist gezeugt. Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus, Retter, nennen sollst, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erretten. Das alles ist geschehen, damit in Erfüllung geht, was der Herr durch den Propheten angekündigt hat: 'Seht, das unberührte Mädchen wird schwanger sein und einen Sohn zur Welt bringen. Man wird ihn Immanuel nennen.'(b)" Immanuel bedeutet: Gott ist mit uns. Als Josef aufwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm gesagt hatte, und holte seine Frau zu sich. Doch hatte er keine geschlechtliche Gemeinschaft mit ihr, bis sie ihren Sohn geboren und er ihm den Namen Jesus gegeben hatte.

(a) Eine Verlobung begann mit dem Abschluss eines rechtsgültigen Ehevertrags und dauerte ein Jahr (um festzustellen, ob die Braut wirklich noch Jungfrau war). Dann nahm der Mann seine Braut zu sich.
(b) Jesaja 7,14

Die Geburt von Jesus
Lukas 2,1-21

In dieser Zeit erließ Kaiser Augustus(c) die Anordnung, alle Bewohner des Römischen Reiches zu zählen und in Steuerlisten einzutragen. Es war das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde. Sie geschah, als Quirinius(d) Statthalter der Provinz Syrien war. So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zur Nachkommenschaft Davids und musste deshalb aus der Stadt Nazaret in Galiläa nach der Stadt Bethlehem(e) in Judäa reisen, um sich dort mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger, und als sie in Bethlehem waren, kam für sie die Zeit der Entbindung. Sie brachte ihr erstes Kind zur Welt. Es war ein Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn dann in eine Futterkrippe, weil in der Unterkunft kein Platz für sie war.

(c) Vom römischen Senat verliehener Ehrentitel "Erhabener". Gemeint ist hier Octavian, er lebte von 63 v.Chr. bis 14 n.Chr.
(d) Der römische Feldherr und Konsul Publius Sulpicius Quirinius wurde 11 v.Chr. Legat von Syrien und leitet bis 16 n.Chr. in verschiedenen amtlichen Stellungen den orientalischen Teil des Imperiums. Die Steuerschätzung begann 8 v.Chr. in Ägypten und Syrien und erreichte 7 v.Chr. das Gebiet Israels.
(e) Bethlehem liegt 7 km südlich von Jerusalem und war die Heimatstadt von König David.

In jener Nacht hielten ein paar Hirten draußen auf dem freien Feld Wache bei ihren Herden. Plötzlich trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und das Licht der Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie. Sie erschraken sehr und hatten Angst, aber der Engel sagte zu ihnen: "Ihr müsst euch nicht fürchten, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird. Heute Nacht ist in der Stadt Davids euer Retter geboren worden. Es ist der Messias, der Herr. Ihr werdet ihn daran erkennen, dass ihr ein Kind findet, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt." Plötzlich waren sie von ganzen Heerscharen des Himmels umgeben, die alle Gott lobten und riefen:

"Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe und Frieden den Menschen im Land, auf denen sein Gefallen ruht."

Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem! Sehen wir uns an, was da geschehen ist, was der Herr uns sagen ließ." Schnell brachen sie auf und fanden Maria und Josef und auch das Kind, das in der Futterkrippe lag. Als sie es gesehen hatten, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, mit denen sie sprachen, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten berichteten. Maria aber bewahrte das Gehörte in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach. Die Hirten gingen dann wieder zu ihren Herden zurück. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Es war genauso gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte. Als das Kind acht Tage später beschnitten wurde, gab man ihm den Namen Jesus, den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria schwanger war.

Liste der Vorfahren
Matthäus 1,1-17 (Lukas 3,23-38)(a)

(a) Das Verzeichnis der Vorfahren bei Lukas ist umgekehrt aufgebaut. Es geht von Jesus aus gesehen rückwärts bis zu Adam. Die Namenslisten weisen darüber hinaus einige Unterschiede auf, die man damit zu erklären versucht, dass der eine Evangelist die leibliche, der andere die rechtliche Abstammungslinie nachzeichnet, bzw. die der Maria und die des Josef. Letzte Sicherheit darüber haben wir nicht.

Buch des Ursprungs von Jesus Christus, dem Nachkommen von König David und dem Stammvater Abraham. Abraham wurde der Vater von Isaak, Isaak der Vater von Jakob und Jakob der Vater von Juda und seinen Brüdern. Juda wurde der Vater von Perez und Serach. Ihre Mutter war Tamar. Perez wurde der Vater von Hezron, und Hezron der von Ram. Ram wurde der Vater von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon wurde der Vater von Boas. - Die Mutter war Rahab. - Boas wurde der Vater von Obed. - Die Mutter war Rut. - Obed wurde der Vater von Isai und Isai der vom König David. David wurde der Vater von Salomo. Die Mutter war Urias Frau. Salomo wurde der Vater von Rehabeam, Rehabeam der von Abija, Abija der von Asa, Asa der von Joschafat, Joschafat der von Joram, Joram der von Usija. Usija der von Jotam, Jotam der von Ahas, Ahas der von Hiskia. Hiskia wurde der Vater von Manasse, Manasse der von Amon, Amon der von Josia. Josia wurde der Vater von Jojachin und seinen Brüdern. Damals wurde das Volk in die Verbannung nach Babylon geführt. Nach der Zeit der Verbannung wurde Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël der von Serubbabel, Serubbabel der von Abihud, Abihud der von Eljakim, Eljakim der von Asor, Asor der von Zadok, Zadok der von Achim, Achim der von Eliud, Eliud der von Eleasar, Eleasar der von Mattan, Mattan der von Jakob. Jakob wurde der Vater von Josef, dem Mann der Maria. Sie wurde die Mutter von Jesus, der auch Christus(b) genannt wird.

(b) Christus ist die griechische Übersetzung des hebräischen Messias und bedeutet: der Gesalbte. Gesalbt wurden in Israel die Könige und die Hohenpriester bei ihrer Einsetzung.

Insgesamt sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Verbannung vierzehn und von der Verbannung nach Babylon bis zu Christus noch einmal vierzehn Generationen.(c)

(c) Dieses Geschlechtsregister ist bewusst selektiv zusammengestellt und stellt wohl das Verzeichnis der Erben des davidischen Königshauses dar, wobei diese, statt direkt, auch über eine Nebenlinie verwandt sein können.

Der Säugling im Tempel
Lukas 2,22-39

Und als dann die im Gesetz des Mose festgelegte Zeit der Reinigung vorüber war(d), trugen Josef und Maria das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn zu weihen. So war es im Gesetz vorgeschrieben: "Jede männliche Erstgeburt soll Gott gehören."(a) Dabei brachten sie auch das Opfer dar, wie es im Gesetz des Herrn steht: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.(b)

(d) Das waren 40 Tage nach der Geburt wie 3. Mose 12,2-4 vorschrieb.
(a) 2. Mose 13,2.12
(b) Nach 3. Mose 12,8 war das ein Opfer armer Menschen.

Damals lebte in Jerusalem ein gerechter und gottesfürchtiger Mann namens Simeon. Er wartete auf die Ankunft des Messias, der Israel Trost und Rettung bringen würde. Der Heilige Geist ruhte auf ihm und hatte ihm die Gewissheit gegeben, dass er nicht sterben werde, bevor er den vom Herrn gesandten Messias gesehen habe. Als die Eltern von Jesus das Kind hereinbrachten, um mit ihm zu tun, wie es nach dem Gesetz üblich war, kam Simeon, vom Geist Gottes geführt, gerade in den Tempel. Er nahm das Kind in seine Arme und pries Gott: "Herr", sagte er, "dein Sklave(c) kann nun in Frieden sterben, denn du hast deine Zusage erfüllt. Mit meinen eigenen Augen habe ich die Rettung gesehen, die du für alle Völker vorbereitet hast - ein Licht, das die Nationen erleuchten und dein Volk Israel zu Ehren bringen wird."

(c) Sklave (griech. doulos) ist ein Mensch, der rechtlich und wirtschaftlich als Eigentum eines anderen Menschen völlig von diesem abhängt. Der zeitgenössischen Wertung des Sklavenstandes tritt Jesus dadurch entgegen, dass er einen Mensch in seinem Verhältnis zu Gott als Sklave bezeichnet. Paulus versteht diese Abhängigkeit bereits als Auszeichnung und bezeichnet sich selbst und seine Mitarbeiter als Sklaven von Jesus Christus.

Sein Vater und seine Mutter wunderten sich, als sie hörten, was Simeon über dieses Kind sagte. Simeon segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: "Er ist dazu bestimmt, dass viele in Israel an ihm zu Fall kommen und viele durch ihn aufgerichtet werden. Er wird ein Zeichen Gottes sein, gegen das viele sich auflehnen werden - so sehr, dass der Kummer deine Seele wie ein Schwert durchbohren wird. Doch so kommt an den Tag, welche Gedanken in ihren Herzen sind."

Damals lebte auch eine alte Prophetin in Jerusalem. Sie hieß Hanna und war eine Tochter Penuels aus dem Stamm Ascher. Nur sieben Jahre war sie verheiratet gewesen und war jetzt eine Witwe von 84 Jahren. Sie verließ den Tempel gar nicht mehr und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Auch sie kam jetzt dazu und lobte Gott. Und zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten, sprach sie über dieses Kind.

Als Maria und Josef alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn verlangte, kehrten sie nach Hause(d) zurück.

(d) Im zeitlichen Zusammenhang meint das Bethlehem, wo sich die Familie etwa noch zwei Jahre lang aufgehalten hat. Lukas überspringt in seinem Evangelium, das Kommen der Weisen, die Flucht nach Ägypten und setzt mit der Rückkehr der Familie nach Galiläa in ihre Heimatstadt Nazaret seine Geschichte fort. Das ist kein Fehler und auch kein Versehen, sondern ein Prinzip der Berichterstattung der Evangelisten. Keiner von ihnen berichtet vollständig alle Ereignisse aus dem Leben von Jesus, sondern jeder wählt bewusst aus.

Weise suchen nach dem Kind
Matthäus 2,1-12

Nachdem Jesus während der Herrschaft von König Herodes in Bethlehem, einer Stadt in Judäa(e), geboren war, kamen Sterndeuter(f) aus einem Land im Osten nach Jerusalem. "Wo finden wir den König der Juden, der kürzlich geboren wurde?", fragten sie. "Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind hergekommen, um ihn anzubeten." Als König Herodes davon hörte, geriet er in Bestürzung und ganz Jerusalem mit ihm. Er befahl alle Hohen Priester(g) und Gesetzeslehrer des jüdischen Volkes zu sich und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden sollte. "In Bethlehem in Judäa", erwiderten sie, "denn so ist es in der Heiligen Schrift durch den Propheten vorausgesagt: 'Du Bethlehem im Land Juda, keineswegs bist du die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda, denn aus dir wird ein Fürst kommen, der Hirt meines Volkes Israel.'(a)"

(e) Von Juden bewohntes Gebiet zwischen dem Toten Meer und dem Mittelmeer.
(f) Mitglieder einer babylonischen Klasse von Weisen, die für außergewöhnliche Einsichten im Zusammenhang mit Traum- und Sterndeutung bekannt waren.
(g) In neutestamentlicher Zeit bestimmten die Römer, wer in Israel Hoherpriester werden konnte. Wenn im Neue Testament eine Mehrzahl von Hohen Priestern erwähnt wird, sind sowohl der amtierende als auch die inzwischen abgesetzten Hohen Priester gemeint, sowie weitere Mitglieder der hohenpriesterlichen Familien, die hohe Positionen in der Tempelverwaltung inne hatten.
(a) Micha 5,1

Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und fragte sie, wann genau sie den Stern zum ersten Mal gesehen hatten. Dann schickte er sie nach Bethlehem. "Geht, und erkundigt euch genau nach dem Kind", sagte er, "und gebt mir Nachricht, sobald ihr es gefunden habt, damit ich auch hingehen und ihm die Ehre erweisen kann." Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie bei seinem Aufgang beobachtet hatten, zog vor ihnen her, bis er schließlich genau über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, kam eine sehr große Freude über sie. Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm nieder und erwiesen ihm die Ehre. Dann holten sie ihre mitgebrachten Schätze hervor und legten sie dem Kind hin: Gold, Weihrauch(b) und Myrrhe(c). Als sie dann im Traum eine göttliche Weisung erhielten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, reisten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

(b) Weißes Harz eines Strauches, das beim Verbrennen einen aromatisch-duftenden Rauch entwickelte.
(c) Ein sehr kostbares wohlriechendes Harz afrikanisch-arabischer Herkunft, das in Salbölen und Arzneien verarbeitet wurde.

Nächtliche Flucht
Matthäus 2,13-18

Nachdem die Sterndeuter abgereist waren, erschien auch dem Josef ein Engel im Traum. Er sagte ihm: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Und bleib dort, bis ich dir neue Weisung gebe. Denn Herodes will das Kind suchen und umbringen lassen." Da stand Josef auf und brach noch in der Nacht mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten auf. Dort blieb er dann bis zum Tod von Herodes. So erfüllte sich, was der Herr durch den Propheten vorausgesagt hat: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen."(d)

(d) Hosea 11,1

Als Herodes merkte, dass die Sterndeuter ihn hintergangen hatten, war er außer sich vor Zorn. Er befahl, in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Jungen im Alter von zwei Jahren und darunter zu töten. Das entsprach dem Zeitpunkt, den er von den Sterndeutern in Erfahrung gebracht hatte. So erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia vorausgesagt worden war: "Angstschreie hört man in Rama, lautes Weinen und Klagen: Rahel weint um ihre Kinder und lässt sich nicht trösten, denn sie sind nicht mehr."(e)

(e) Jeremia 31,15

Zurück nach Nazaret
Matthäus 2,19-23; Lukas 2,40

Als Herodes gestorben war, erschien Josef wieder ein Engel des Herrn im Traum. Er sagte: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter zu dir und geh wieder nach Israel! Denn die Menschen, die das Kind umbringen wollten, sind tot." Da stand Josef auf und kehrte mit dem Kind und seiner Mutter nach Israel zurück. Er fürchtete sich aber, nach Judäa zu ziehen, weil er gehört hatte, dass Archelaus(f) anstelle seines Vaters Herodes jetzt dort herrsche. Im Traum erhielt er eine neue Weisung und zog darauf nach Galiläa(a). Dort ließ er sich in der Stadt Nazaret nieder. So erfüllte sich, was durch die Propheten gesagt ist: "Er soll Nazarener(b) genannt werden."

(f) Archelaus hatte den schlechtesten Ruf aller Herodessöhne. Er regierte von 4 v.Chr. bis 6 n.Chr. über Judäa, Idumäea und Samaria und wurde dann von den Römern abgesetzt.
(a) Von Juden und Griechen bewohntes Gebiet im Norden Israels, etwa zwischen dem See Gennesaret und dem Mittelmeer.
(b) Der Name des im Alten Testament unbekannten Ortes ist von dem hebräischen Nezer, das heißt "Zweig oder Spross" abgeleitet, was laut Jesaja 11,1 eine Weissagung auf den Messias ist.

Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Es war mit Weisheit erfüllt und Gottes Gnade ruhte sichtbar auf ihm.

Der Zwölfjährige im Tempel
Lukas 2,41-52

Jedes Jahr zum Passafest reisten seine Eltern nach Jerusalem. Als Jesus zwölf Jahre alt war, gingen sie wieder zum Fest, wie es der Sitte entsprach und nahmen auch den Jungen mit. Nach den Festtagen machten sie sich auf den Heimweg. Doch Jesus blieb in Jerusalem, ohne dass die Eltern davon wussten. Sie dachten, er sei irgendwo in der Reisegesellschaft. Nach der ersten Tagesetappe suchten sie ihn unter den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie am folgenden Tag nach Jerusalem zurück. Nach drei Tagen endlich entdeckten sie ihn im Tempel. Er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. Alle, die zuhörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. Seine Eltern waren sehr überrascht, ihn hier zu sehen. "Kind", sagte seine Mutter zu ihm, "wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich verzweifelt gesucht." - "Warum habt ihr mich denn gesucht?", erwiderte Jesus. Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?" Doch sie verstanden nicht, was er damit meinte. Jesus kehrte mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen ein gehorsamer Sohn. Seine Mutter aber bewahrte das alles in ihrem Herzen. Jesus nahm weiter an Weisheit zu und wuchs zu einem jungen Mann heran. Gott und die Menschen hatten ihre Freude an ihm.